Was ist der Digitale Produktpass? – Definition, Anforderungen & Praxis
Der Digitale Produktpass (DPP) wird zum zentralen Baustein der europäischen Nachhaltigkeitsstrategie. Was er ist, wer betroffen ist, welche Anforderungen gelten und wie Unternehmen sich vorbereiten können – jetzt lesen.
Der Digitale Produktpass (DPP) ist ein zentrales Instrument der EU, um Transparenz, Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft entlang der gesamten Lieferkette zu fördern. Er soll sämtliche relevante Informationen zu einem Produkt digital erfassen und verfügbar machen – von Materialzusammensetzung über Reparaturfähigkeit bis hin zur CO₂-Bilanz. Die Einführung des DPP wird ab 2026 für verschiedene Branchen verpflichtend.
Für Unternehmen bietet der Digitale Produktpass nicht nur regulatorische Herausforderungen – sondern auch strategische Chancen zur Differenzierung, Kundenbindung und Effizienzsteigerung.
Was ist der Digitale Produktpass?
Der Digitale Produktpass ist eine strukturierte digitale Informationssammlung, die produktspezifische Daten entlang des gesamten Lebenszyklus umfasst. Er wird Bestandteil jedes betroffenen physischen Produkts – abrufbar z. B. über einen QR-Code oder RFID-Chip.
Der Produktpass enthält unter anderem:
- Material- & Inhaltsstoffe
- Herkunft und Produktionsbedingungen
- CO₂-Fußabdruck und Energieverbrauch
- Reparatur-, Recycling- und Entsorgungsinformationen
- Zertifizierungen & Konformitätserklärungen
- Daten zum Produktdesign & zur Wartung
Für wen gilt der DPP?
Die Einführung erfolgt schrittweise. Zuerst betroffen sind:
- Batterien (ab 2026)
- Textilien (ab 2027)
- Elektronikgeräte und Haushaltsgeräte
- Fahrzeuge und Bauteile (Automotive)
- Bauprodukte und Möbel
Langfristig soll der DPP für nahezu alle Produkte im EU-Binnenmarkt gelten – unabhängig von Unternehmensgröße oder Branche.
Ziele des Digitalen Produktpasses
- Mehr Transparenz für Verbraucher:innen, Behörden und Partner
- Förderung von Kreislaufwirtschaft & Nachhaltigkeit
- Bessere Datenverfügbarkeit für Lebenszyklusanalysen (LCA)
- Stärkung von Rückverfolgbarkeit & Lieferkettentransparenz
- Erfüllung von EU-Vorgaben, z. B. im Rahmen des „Green Deal“
Welche Herausforderungen kommen auf Unternehmen zu?
- Erhebung & Aufbereitung komplexer Produktdaten
- Integration in bestehende IT-Systeme (ERP, PLM, SCM)
- Hoher Aufwand bei der Datenpflege & Datenqualität
- Interoperabilität & Standardisierung (z. B. Catena-X, GS1)
- Schulung von Mitarbeitenden & Anpassung der Prozesse
- Kurzfristige Umsetzungsfristen bei neuen EU-Verordnungen
Technische Umsetzung:
Unternehmen müssen künftig strukturierte Daten in maschinenlesbarer Form bereitstellen. Dazu zählen:
- Digitale Zwillinge & Lifecycle-Management
- Cloudbasierte Plattformen (z. B. SAP GreenToken, Siemens Teamcenter)
- Catena-X, GAIA-X und andere offene Standards
- Schnittstellen zu Lieferanten & Kunden
- Datenformatvorgaben der EU-Kommission (JSON-LD, XML etc.)
Praxisbeispiel:
Ein mittelständischer Automobilzulieferer startete 2023 ein Pilotprojekt zum Digitalen Produktpass. Durch Integration des DPP in das vorhandene PLM-System konnten:
- Produktdaten automatisiert aggregiert werden
- Lieferantenportale für Nachhaltigkeitsdaten angebunden werden
- Nachweise für CO₂-Emissionen automatisch generiert werden
Ergebnis: geringerer administrativer Aufwand, höhere Datensicherheit und verbesserte ESG-Compliance im Auditprozess.
Vorteile für Unternehmen
- Früher Marktzugang durch Compliance
- Wettbewerbsvorteil durch transparente Nachhaltigkeitskommunikation
- Besseres Risikomanagement & Lieferantensteuerung
- Datenbasierte Optimierung von Produktdesign & -entwicklung
Fazit
Der Digitale Produktpass ist nicht nur ein regulatorisches Pflichtprogramm, sondern eine große Chance zur Positionierung als nachhaltiges, transparentes Unternehmen. Wer frühzeitig beginnt, profitiert mehrfach: durch vereinfachte Prozesse, datenbasierte Entscheidungen, bessere Zusammenarbeit entlang der Lieferkette – und ein starkes Signal an Kund:innen und Investoren.

FAQ
Was ist der Digitale Produktpass?
Der DPP ist eine digitale Informationssammlung, die wichtige Daten zu Produkten strukturiert, transparent und maschinenlesbar verfügbar macht.
Ab wann gilt der Digitale Produktpass?
Ab 2026 schrittweise – beginnend mit Batterien, später Textilien, Elektronik, Fahrzeuge, Bauprodukte usw.
Welche Daten müssen erfasst werden?
Materialien, Herkunft, Nachhaltigkeit, CO₂-Fußabdruck, Reparaturinfos, Recyclingfähigkeit, Zertifizierungen u. v. m.
Welche Systeme sind betroffen?
ERP, PLM, SCM, CRM – alle, die produktbezogene Informationen verarbeiten oder übermitteln.
Was sollten Unternehmen jetzt tun?
Datengrundlagen schaffen, Systemarchitektur prüfen, Pilotprojekte starten und eine DPP-Roadmap erarbeiten.